Freitag, 30. Dezember 2011

Eine Rede halten. Was muss ich beachten? (Rhetorik)

Wenn man eine aussagekräftige, in Erinnerung bleibende und überzeugende Rede halten möchte, so gibt es sowohl eine Reihe von Regeln, die man einhalten sollte, als auch eine Menge Fehler, die man machen kann, wenn man nicht aufpasst. Hier also einige dieser Regeln und Fehler:

Regeln
  • die Zuhörerschaft ansprechen und ggf. auf Reaktionen eingehen
  • eine angemessene,  höfliche Ausdrucksweise einhalten
  • einen reichen Wortschatz verwenden und anschaulich erörtern
  • den Sachverhalt angemessen erläutern und Argumente aufzählen und den eigenen Standpunkt sachlich begründen
  • Verwendung stilistischer Mittel für eine ausdrucksstarke Argumentation
  • möglichst einfach strukturierte (, aber vollständige) Sätze (Verständlichkeit geht meist vor sprachlicher Ästhetik)
  • keine negativen Unterstellungen machen
  • Gestik und Mimik beachten, ruhig und deutlich reden


Fehler
  • unangemessene Ausdrucksweise
  • umgangssprachliche Gestaltung
  • zu kurz und "platt", Umgangssprache, kaum komplette Sätze (strahlt Unsicherheit und Nervosität aus)
  • nichts begründen, einfache Auflistung von Thesen, die im Raum stehen bleiben
  • den Zuhörer nicht ansprechen (wirkt wenig lebendig)
  • nicht auf den Punkt kommen (wirkt unentschlossen)
  • kein Selbstvertrauen (wirkt nicht überzeugend)
  • zu authoritär (wirkt kalt und abweisend)
  • ablesen (freies Sprechen macht einen souveränen Eindruck)
  • Zielgruppe verfehlen

Freitag, 23. Dezember 2011

Epochenübersicht

Epochen ermöglichen es uns, ein literarisches Werk innerhalb der Literaturgeschichte zeitlich einzuordnen. Hier eine grobe Übersicht:

- Frühmittelalter (500-1180)
- Hochmittelalter (1170-1250)
- Spätmittelalter (1250-1500)
- Humanismus, Renaissance und Reformation (1500-1600)
- Barock (1600-1720)
- Aufklärung (1720-1790)
- Empfindsamkeit (1740-1790)
- Sturm und Drang (1765-1790)
- Klassik (1786-1832)



- Romantik (1798-1835)
- Biedermeier (1815-1848)
- Junges Deutschland und Vormärz (1825-1848)
- Realismus (1848-1890)
- Naturalismus (1880-1900)
- Moderne (1890-1920)
- Expressionismus (1910-1925)
- Avantgarde / Dadaismus (1915-1925)
- Literatur der Weimarer Republik / Neue Sachlichkeit (1919-1932)
- Exilliteratur (1933-1945)
- Nachkriegsliteratur / Trümmerliteratur (1945-1950)
- Literatur der DDR (1950-1990)
- Literatur der BRD (1950-1990)
- Gegenwartsliteratur (1980-dato)

[Anmerkung: Zeitliche Überschneidungen möglich; keine Gewähr auf Vollständigkeit;)]

Sonntag, 18. September 2011

Charakterisierungen und Charaktereigenschaften der Figuren in „Tauben im Gras“

Charakterisierung von Philipp in "Tauben im Gras":
  • Ist verunsichert
  • Emilia wirft ihm vor, er sei ein Versager; er entflieht ihrem Wüten
  • Ist ein zögerlicher Mensch (er klärt Verwechslungen mit Edwin nicht entschlossen und endgültig)
  • Widersetzt sich Anforderungen an ihn (er weicht einem Interview mit Edwin aus)
  • Sensibel (äußert sich auch in seiner Unsicherheit)
  • Träumerisches Wesen (träumt von einer Autofahrt durch die leere Stadt)
  • Tolerant und gefühlsbetont



Charakterisierung von Emilia in "Tauben im Gras":
  • Aggressiv und wütend
  • Dem Alkoholkonsum stark zugetan und durch diesen aus der Fassung geraten
  • Zeichnet sich aus durch eine widersprüchliche Denkweise
  • Vertreibt Philipp durch ihr irrationales Verhalten
  • Jugendliche Wirkung und „attraktiv“ (sagt Unverlacht)
  • Rebellion gegen ihre Lebenssituation, die sie nicht in der Lage ist, zu bewältigen
  • Hat ihr Erbe verloren und ist deswegen verzweifelt
  • Nicht anpassungsfähig, kindlich, egozentrisch, wahnhaft, gibt anderen die Schuld für den Verlust und ihre missliche Lage
  • Ist abhängig von Philipp (zieht in Erwägung Philipps Schriften zu zerstören, damit er sie durch seinen Erfolg nicht von ihr abwenden kann)


Gemeinsamkeiten Philipp und Edwin:
  • Beide sind unfähig sich auszudrücken, geringes Selbstbewusstsein
  • Beide sind unsicher: beide ergreifen die Flucht und kommen in peinliche Situationen
Aber:
  • Philipp ist ein gescheiterter Schriftsteller; Edwin ist prominent
  • Philipp ist unproduktiv; Edwin hat der Stadt nichts zu sagen

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Charakterisierung von Alexander in "Tauben im Gras":
  • Ist Schauspieler, fühlt sich in seiner Rolle unwohl und beengt
  • Ihm ist übel; Alkoholexzesse, er leidet an den Folgen der Nacht
  • Ist ein Frauenheld
  • Müde, elend, leer, verlebt, des Ruhms überdrüssig




Charakterisierung von Messalina in "Tauben im Gras":
  • „lustwütiges Weib“ (S.53)
  • Kennt keine Hemmungen
  • Extrovertiert, tritt schrill auf und muss sich profilieren
  • Sexuelle Anspielungen
  • Aggressiv im Umgang mit ihren Mitmenschen
  • Steht im Mittelpunkt der Handlung (sie sucht Gäste für ihre Feier)

Charakterisierung von Hillegonda in "Tauben im Gras":
  • Hat Angst vor Kinderfrau Emmi und der Kirche
  • Tochter von Alexander und Messalina, Schauspielerkind (bedeutet laut Emmi „Sünderkind)
  • Kann durch Emmis Umgang mit ihr kaum menschliche Zuneigung aufbauen

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Charakterisierung von Dr. Behude in "Tauben im Gras":
  • Ist Arzt, der Blut spendet, um an das Geld dafür zu gelangen und sich selbst zu züchtigen
  • Ist durch übermäßiges Blutspenden geschwächt
  • Arbeitet gewissenhaft
  • Behandelt Philipp und versucht, ihn von Schuldgefühlen zu befreien; er würde aber lieber Emilia heiraten
  • Heilungsmethoden Hypnose, Phantasie, Entspannung und Traumreise

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Charakterisierung von Dr. Frahm in "Tauben im Gras":
  • Ist modern und geht mit der Zeit, denn er ist nicht grundsätzlich gegen Abtreibungen
  • Ist gegen Rassentrennung und von Washington beeindruckt

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Charakterisierung von Frau Behrend in "Tauben im Gras":
  • Hat aus dem Krieg nichts gelernt und steht stellvertretend für die Unbelehrbaren
  • Unterstützt die nationalsozialistische Rassenlehre und urteilt in ihrem Sinne
  • Hält Juden und Afroamerikaner für „unerwünscht“
  • Kann ihre Tochter Carla nicht verstehen und ihr in ihrer Situation nicht helfen
    • Carlas Beziehung zu einem Afroamerikaner bedeutet eine „schimpfliche Familienschande“
    • Die Zeugung eines Kindes mit einem Afroamerikaner nennt sie „fürchterlich“
    • Einer Abtreibung steht sie aber kritisch gegenüber, sie hält eine Abtreibung für ein „Verbrechen“
    • Ist letztlich für die Abtreibung und damit für das „Verbrechen“ (Grund dafür: Frau Behrends Sozialangst: Sie ist egoistisch auf ihren eigenen guten Ruf bedacht)
  • Sorgt mit den Worten „Da ist er!“ für ein Missverständnis, das in Gewalt gegen ihre eigene Familie gipfelt und in einer Tragödie endet

Charakterisierung von Herr Behrend in "Tauben im Gras":
  • Steht nicht hinter dem Wertesystem der Nationalsozialisten
  • Verliebt sich in Vlasta, Trennung von Frau Behrend
  • Fühlt sich frei und steht zu Carla und Washington

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Charakterisierung von Washington in "Tauben im Gras":
  • Befindet sich durch seine Beziehung im Konflikt Weiß gegen Schwarz, steht zwischen den Fronten
  • Setzt sich für Gleichberechtigung ein
  • Ist ein Familienmensch
  • Entscheidet sich für das Kind und ihm gelingt die Verhinderung der Abtreibung
  • Flucht in eine gerechte Traumwelt (Lokal in Paris)
  • Geht mit Carla und Heinz am Ende unter

Charakterisierung von Carla in "Tauben im Gras":
  • Fürchtet Diskriminierung und befürwortet Abtreibung
  • Flüchtet ebenfalls in eine Traumwelt
  • Ihre Angst vor Diskriminierung erweckt in ihr Zweifel  an der Liebe zu Washington
  • Sieht letztlich einer Zukunft mit schwarzem Kind positiv entgegen

Charakterisierung von Heinz in "Tauben im Gras":
  • Gibt mit seinem Vater an oder wertet ihn ab, um gut dazustehen
  • Strategische Denkweise

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Charakterisierung von Richard Kirsch in "Tauben im Gras":
  • Orientiert sich an der Gegenwart und nicht an der Vergangenheit, ist dennoch distanziert von Deutschland
  • Schämt sich für seinen Vater, der sich als Pazifist dem Wehrdienst entzogen hat
  • gilt als überheblich und schüchtern
  • zynisch (seiner Meinung nach hält sich die Zerstörung der Stadt „leider“ in Grenzen)
  • Neffe von Frau Behrend, vermeidet ein Treffen mit ihr, wegen Carlas Beziehung mit einem Afroamerikaner


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Charakterisierung von Christopher Gallagher in "Tauben im Gras":
  • Mag Deutschland; würde gerne, dass seine Frau mit ihm in Deutschland leben wollen würde
  • Ist Baseballfan
  • Blendet soziale Spannungen, Ungerechtigkeiten und Probleme aus




Charakterisierung von Henriette in "Tauben im Gras":
  • Lebt in Frankreich
  • Hat wegen Deportation ihrer Eltern und ihrer Ausbürgerung als Jüdin Angst vor einem Leben in Deutschland, kann ihren Mann aber verstehen

Charakterisierung von Ezra in "Tauben im Gras":
  • Träumt von Aggression und Zerstörung
  • Wehrt damit aber nur seine eigene Angst ab (ist beklemmt im Wirtshaus)
  • Mauersituation am Ende: Verhalten gegenüber Heinz zeigt sein solidarisches Wesen

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Charakterisierung von Mr. Edwin in "Tauben im Gras":
  • Hat keine Botschaft, erreicht seine Zuhörer nicht (sie schlafen während seines Vortrags und es gibt Störgeräusche)
  • Liebt Altmodisches
  • Hat Todesvorahnungen (Cadillac als Sarg, Wein schmeckt nach Gräbern, er stirbt in dieser Stadt,…)
  • Ist international berühmt
  • Zurückhaltend und schüchtern
  • Wird von Bene, Schorschi, Kare und Sepp ums Leben gebracht

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Charakterisierung der Lehrerinnen in "Tauben im Gras":
  • Gut gekleidet, schön, jugendlich
  • Kay: verfolgt eigene, gruppenunabhängige Ziele; enttäuscht von Philipp; sehnt sich nach Romantik; abenteuerlustig

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Charakterisierung von Schnakenbach in "Tauben im Gras":
  • Pazifist
  • Musste durch seinen Schlafentzug nicht zum Dienst
  • Ist verwirrte Gegenfigur zu Edwin

Charaktere: Fridolin - Instetten, Albertine - Effi

Fridolin:
  •  ängstlich, will der Gesellschaft entsprechen (rechtfertigt sich vor sich selbst ["inneres Duell"])
  • pflichtbewusst
  • reagiert gefühlvoll / emotionaler Charakter
    • Albertine und Fridolin reden über Untreue
  • Ehe aus Liebe
  • es gibt eine Lösung des Problems: Fridolins Beichte, Albertines Bericht vom Traum
  • mehr zu Fridolin übrigens HIER.




Innstetten:
  • 20 Jahre älter (und erfahrener) als Effi
  • denkt meistens rational und nicht emotional, reagiert mit Verstand
    • Aber: gelegentlich nicht-vernunftorienterte Überreaktionen aus dem Affekt
  • Konventionsehe anstatt Ehe aus Liebe
  • redet nicht über Untreue


Albertine:
  • wird durch Fridolins Umsorgung nach der typischen Rollenverteilung entmündigt
  • empfindet Ehe als "Goldenen Käfig"
  • zwiespältiges Gefühl zu Fridolin: Liebe, jedoch zu früh; macht Fridolin für entgangene Erfahrungen verantwortlich (sie bereut ihre frühe Hochzeit)
  • im Liebesleben gelangweilt (Hingabe im Traum)
  • von Fridolins Treue überzeugt, jedoch Misstrauen und Eifersucht





Effi:
  • unerfahren, jung, kindlich
  • hasst langeweile
  • hat kein Selbstbewusstsein
  • phantasievoll, romantisch
  • Ehe zeichnet sich durch Distanz und Fremdheit aus, nicht durch Vertrautheit und Nähe

Wichtige Infos zur "Traumnovelle" (Schnitzler)

Die Traumnovelle


  • geschrieben von Arthur Schnitzler, 1926 veröffentlicht
    • Schnitzler: von Beruf Mediziner
    • identifiziert sich oft mit seinen männlichen Protagonisten (Fridolin ist ebenso Arzt)
  • Die Traumnovelle spielt in Wien um die Jahrhundertwende 1900
  • Arbeitstitel der Novelle: "Doppelnovelle" (wegen zwei Handlungssträngen und den Höhepunkten Villa und Traum)

  • Konflikt in der Traumnovelle: Gedankliche Untreue, die Ehe läuft Gefahr, aufgrund der Entfremdung der Protagonisten zu zerbrechen

  • Bedeutung des Traums in der Traumnovelle: Der Traum ist das Mittel um zur Erkenntnis zu gelangen, durch den Traum werden verborgene Empfindungen im Unterbewusstsein aufgespürt. Durch den Traum wird die Gefährdung der Beziehung mit Fridolin durch alltägliche erotische Verlockungen deutlich

  • Bedeutung der Maske in der Traumnovelle: Führt zu Anonymität, aber auch Unverwechselbarkeit des Individuums (nur bei maskierten Männern, Frauen sind nackt)

  • Literaturgeschichte: 
    • Impressionismus
    • sozio-emotionale Beziehungen des Menschen werdendurch die Psychoanalyse analysiert (Schnitzler hatte Kontakte zu Freud)

  • In der Traumnovelle versuchen die beiden Wiener Protagonisten Albertine und Fridolin, aus dem Ehealltag zu fliehen. Dies geschieht mit der Flucht ins Abenteuer, zum einen im Traum und zum anderen in der Wirklichkeit.

  • Erzählweise in der Traumnovelle: 
    • personaler Erzähler (3. Person Singular):
      • Der Leser erfährt Gefühle, Gedanken und Empfindungen Fridolins
      • Geschehen aus Fridolins Sichtweise
      • Albertines Gefühle:
        • nur durch Dialogpassagen vermittelt
        • wenige auktoriale Passagen (S. 55)
        • indirekt durch Albertines Traum
    • erlebte Rede (S. 53)
    • innerer Monolog (S. 16-17)
    • erzählte Zeit: ca. 34-36 Stunden / zwei Nächte und ein Tag

  • Aufbau und Struktur der Traumnovelle:
    • Kapitel 1, 2, 3: leiten die Haupthandlung ein (d.h. Geständnis von gedanklicher Untreue, Hausbesuch, Liebesgeständnis Mariannes, Mizzi)
    • Kapitel 4: Geheime Gesellschaft in der Villa
    • Kapitel 5: Albertines Traum (Krise)
    • Kapitel 6: Suche nach Fridolins Retterin (Nachforschungen)
    • Kapitel 7: Versöhnung Fridolin-Albertine (Lösung)
    • Traum und Realität verschwimmen oft

Die wichtigsten Briefe in "Don Karlos" (Schiller)

Briefe spielen ein wichtige Rolle in Schillers "Don Karlos". Ich habe hier einige davon versucht übersichtlich zusammenzufassen:


1) Prinzessin Eboli an Don Karlos
[Einladung in einen abgelegenen Raum, in dem das lang ersehnte Zusammensein mit der Geliebten möglich wird]

- von einem Edelknaben der Königin überbracht, die der Infant für die Absenderin hält
- er ist außer sich vor Glück
- Verstärkung des Irrtums der Eboli durch den Bericht des Pagen
- offenes Gespräch in Szene II/8, das die Prinzessin unter einer falschen Annahme führt
- Aufdeckung des Missverständnisses
- Eifersucht und Neid der Prinzessin auf Elisabeth
- Rache Ebolis als Handlungsimpuls, den der König später durchschaut, als ihm Posa den Brief zuspielt


2) Carlos an Elisabeth
[Liebesbekenntnis oder Heiratsabsicht, bevor Philipp um sie wirbt]

- von der Königin in ihrer Schatulle aufbewahrt
- von Prinzessin Eboli gestohlen, die einen Plan Domingos ausführt, um
          ... den Ruf der Königin zu schädigen
          ... das Misstrauen Philipps gegen sie zu schüren
          ... ihren eigenen Einfluss zu sichern
und dem König überbracht, der erschüttert die Wahrheit über die Beziehung herausfinden will, während Elisabeth sich gegen den Verdacht verwahrt


3) Marquis Posa an Wilhelm von Oranien
[Liebe zur Königin, Täuschung des Königs, Angst vor Entdeckung, Flucht in die Niederlande]

- im Wissen losgeschickt, dass Post in die Niederlande abgeschickt wird
- um allen Verdacht auf sich zu ziehen und von Don Karlos abzulenken
- tiefe menschliche Enttäuschung des Königs über Posa
- Erschießung des Marquis
- Resignation und Ohnmacht des Königs, als er durch Karlos von der Täuschung erfährt


4) Philipp II an Eboli
[Werben, seinem Verlangen nach ihrnachzugeben]

- Klage Ebolis als bedrängte, unschuldige Frau
- Weigerung des Infanten, den Brief zurückzugeben
- Druckmittel gegen den König, wodurch Elisabeth für ihn frei wird
- Posas Widerstand: er zerreißtden Brief


5) Elisabeth an Don Karlos
[Anteilnahme an seiner schweren Erkrankung in Alkala]

- für Karlos besonders wertvoll
- Übergabe an Posa trotz innerer Widerstände
- Nach Lermas Hinweis Vermutung des Kronprinzen, der König habe den Brief gesehen
- Versuch, mithilfe Ebolis die Königin zu warnen
- Rückgabe des Briefes, ohne dass ihn Posa dem König gezeigt hat


6) Posa an Karlos
[Information über Vorbereitungen: Von Karlos' Abreise in die Niederlande, zur Unterstützung der Freiheitsbewegung, für das Zusammentreffen mit Elisabeth]

- Vermächtnis des Marquis
- Festnahme des Kartäusermönchs, den Posa zu Karlos geschickt hat
- Auslieferung des Kronprinzen an den Großinquisitor

Die Inquisition in "Don Karlos" (Schiller)

Geschichte der Inquisition:

- Ursprung: Um 1250
- Religiöse Wahrheiten durften nicht infrage gestellt werden
   >> strafendes Kirchengericht mit Mönchen als strenge, menschlichen Neigungen unzugänglichen Richtern


Spanische Inquisition im Königreich Granada im 15. Jhd.:

- Reinigung des christlichen Glaubens von islamischen oder jüdischen Einflüssen durch Dominikaner
- Ausforschung aller Lebensbereiche, Ermunterung zum Verrat, Klima der Angst, Verbot freien Denkens, geheime Gerichtsverfahren, Folter, Todesurteile, feierliche Hinrichtungszeremonien als grandiose staatliche Festveranstaltungen
- Ausweitung auf alle katholischen Länder als Folge der Reformation im 16. Jhd. (die zahlreichsten Urteile und strengste, konsequenteste und unmenschlichste Praktizierung der Inquisition fand allerdings in Spanien statt)

Inquisition in den Niederlanden:

- mildere, geregelte, öffentliche, nicht von Dominikanern durchgeführte Verfahren, unter Philipp jedoch Verschärfung nach spanischem Vorbild als Mittel der politischen Unterwerfung

>> Zerstörung des Gemeinschaftsgefühl und einer intakten Gesellschaft durch Misstrauen



IN DON KARLOS:

Rolle von König Philipp II, Posa und dem Großinquisitor in der Inquisition:

- König Philipp II: steht voll und ganz hinter der Inquisition (vgl. I, 6: V. 890 ff.); unterdrückt Freiheitsbestrebungen (vgl. I, 6); religiöser Eifer; Abschreckung; hartes und grausames Vorgehen (V. 891-900)

- Posa: vertritt Freiheitsideale (<-> Inquisition!) ("Das Jahrhundert ist meinem Ideal nicht reif" (V. 3076)); wird von König Philipp vor der Inquisition gewarnt

- Großinquisitor: ist der Vorsteher der Inquisition; rechtfertigt Karlos' Hinrichtung; übernimmt arlos und führt ihn ab; wirkt im Geheimen; hat mehr Macht als der König

Montag, 2. Mai 2011

Anleitung für eine Redeanalyse / Sachtextanalyse (Speech Analysis / Non-Fictional Texts / Factual Texts)

Achtung: Für den Englischunterricht

Okay, heute poste ich einmal etwas ganz anderes als sonst, und zwar ein Aufbauschema für eine Redeanalyse (in diesem Fall auf englisch für den Englischunterricht; lässt sich aber auf Deutsch übertragen). Reden sind ja meistens faktenbasiert, weshalb sie zu den Sachtexten zählen. Die Redeanalyse wird in Englisch gerne als Abituraufgabe verwendet, daher bietet es sich an, sie sich genauer anzuschauen:

1) Introduction and summary 
  • setting (When / Where / Who / ...)
  • purpose of the speaker
  • content (summary)

2) Analysis
  • importance / meaning of the title (als "Opener" oft gut geeignet)
  • structure of arguments (thesis / antithesis / synthesis)
  • diction
    • positive or negative words?
    • strong or weak arguments?
    • elaborate and formal or informal language?
    • superlatives
    • ...
  • stylistic devises
    • historical examples
    • author's experience
    • quotations by famous people
    • alliteration
    • climax / anticlimax
    • hyperbole
    • metaphor
    • rhetorical question
    • statistics
    • personal / possessive pronouns (address to the reader or listener!)
    • anaphora
    • euphemism
    • irony
    • parallelism
    • enumeration
    • repetition
    • command
    • contrast
    • ... and several more stylistic devices (die hier aufgelisteten sind die häufigsten und am einfachsten zu findenden Stilmittel)
=> do not forget to explain why the speaker uses these stylistic means!!!



3) Summary of the findings and personal evaluation



Dazu kann bzw. muss natürlich einiges hinzugefügt werden, wenn es nötig ist. Dies ist ein beispielhafter "Fahrplan", mit dem Ihr schon einmal gut zurechtkommen müsstet.

Dienstag, 26. April 2011

Wie schreibe ich eine Gedichtsinterpretation? / Aufbauschema

Woran muss ich alles denken und wie steht's mit dem Aufbau?

Zum Beispiel so, wie ich es gelernt habe und es sich bewährt hat:

1. Teil: Einleitungssatz

  • Textsorte
  • Titel
  • Erscheinungsjahr
  • Autor
  • Epoche (lässt sich oftmals als These oder Deutungshypothese verwenden; eine Übersicht HIER)
  • kurze Beschreibung des Inhalts 

2. Teil: Hauptteil

  • Inhaltsangabe (wie immer, d.h. im Präsens, keine wörtliche Rede, keine Zitate, stattdessen in eigenen Worten,...)
  •  Formale Analyse und sprachliche Gestaltung
    • Strophen
    • Verse
    • Reimart
    • Reimschema
    • Kadenz
    • Metrum
    • Zeilenstil oder Hakenstil?
    • Tempus
    • Motive
    • Stilmittel
    • Verben und Adjektive
      • stark oder schwach?
      • aus bestimmten Wortfeldern?
  •  Interpretation
    • Ist meistens individuell
    • im Allgemeinen gilt es darzustellen, inwiefern es dem Autor gelingt, Form und Inhalt zu verknüpfen. Dazu betrachtet man die verwendeten Motive, Stilmittel, Verben, Adjektive, Wortfelder,.... Spannt sich vielleicht ein Bogen zwischen Anfang und Ende des Gedichts?
  •  Titelbezug 
  •  Epoche

3. Teil: Schlussteil 

  • Zusammenfassung (möglichst keine neuen Aspekte!)
  • Deutungshypothese bestätigen
  • eigene Meinung/ Beurteilung / Einschätzung 


Beispielinterpretationen, in denen ich mich an diesem Schema orientiert habe, findet Ihr in diesem Blog. Müsst Ihr vielleicht ein wenig suchen.

    Mittwoch, 20. April 2011

    Interpretation: "Nachtlied" (Joseph von Eichendorff, 1815)

    Nachtlied (1815)


    1  Vergangen ist der lichte Tag,
    2  Von ferne kommt der Glocken Schlag;
    3  So reist die Zeit die ganze Nacht,
    4  Nimmt manchen mit, der's nicht gedacht.

                   
    5  Wo ist nun hin die bunte Lust,
    6  Des Freundes Trost und treue Brust,
    7  Des Weibes süßer Augenschein?
    8  Will keiner mit mir munter sein?

                   
    9  Da's nun so stille auf der Welt,
    10  Ziehn Wolken einsam übers Feld,
    11  Und Feld und Baum besprechen sich –
    12  O Menschenkind! was schauert dich?

                   
    13  Wie weit die falsche Welt auch sei,
    14  Bleibt mir doch Einer nur getreu,
    15  Der mit mir weint, der mit mir wacht,
    16  Wenn ich nur recht an ihn gedacht.

                   
    17  Frisch auf denn, liebe Nachtigall,
    18  Du Wasserfall mit hellem Schall!
    19  Gott loben wollen wir vereint,
    20  Bis daß der lichte Morgen scheint!


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    Bei dem vorliegenden Gedicht „Nachtlied“ (1815) von Joseph von Eichendorff handelt es sich um ein Gedicht aus der Epoche der Romantik. Es handelt vom Einbruch der Dunkelheit am Ende des Tages sowie der Wirkung der Nacht auf das lyrische Ich.

    Das Gedicht ist in fünf Strophen gegliedert; jede Strophe enthält vier Verse. Es liegt ein Paarreim mit dem Reimschema aabb, ccdd, eeff, gghh, iijj vor. Jeder Vers endet mit einer männlichen Kadenz. Zusammen mit dem Paarreim ergibt sich mit dem Metrum des vierhebigen Jambus und der gleichmäßigen Einteilung in die Strophen eine klare äußere Form des Gedichts. Dazu trägt bei, dass Eichendorffs „Nachtlied“ durchgängig im Zeilenstil geschrieben ist. Das gesamte Gedicht steht im Präsens.

    In der ersten Strophe beschreibt das lyrische Ich die gerade eintretende und Stunde um Stunde fortschreitende Nacht, in der es sich gerade in der Natur aufhält und aus der Ferne den Glockenschlag hören kann.
    In der zweiten Strophe erinnert sich das lyrische Ich an den Tag und sehnt sich nach Liebe, Freude und seinen Bekannten.
    In der dritten Strophe scheint die tiefe Nacht erreicht zu sein und das lyrische Ich beschreibt das, was es wahrnimmt: die Stille und die über das Land ziehenden Wolken, aber möglicherweise auch Ängste.
    Wie in der ersten Strophe der christliche Glaube durch das Glockenläuten angedeutet wurde, spricht das lyrische Ich in der vierten Strophe von Gott, der der Einzige ist, der dem lyrischen Ich Beistand leitet und es versteht.
    In der fünften und letzten Strophe fordert das lyrische Ich schließlich die Nachtigall und den Wasserfall – also die Natur – auf, Gott zu loben. Im letzten Vers wird deutlich, dass sich das lyrische Ich den Morgen herbeisehnt.

    In Eichendorffs „Nachtlied“ spielen viele Motive, vor allem Sehnsuchtsmotive, eine wichtige Rolle. Viele der für romantische Gedichte typischen Motive und Symbole lassen sich auch in dem vorliegenden Gedicht finden.
    Bereits zu Beginn des Gedichts beschreibt das lyrische Ich den von fern kommenden Schlag der Glocken (vgl. V. 2), woraus man schließen kann, dass es sich gerade außerhalb des Ortes, also der Zivilisation, in der Natur befindet. Hier zeigt sich das Motiv der Sehnsucht nach Ferne. Dies gilt auch für den folgenden Vers: „So reist die Zeit die ganze Nacht“ (V. 3). Hier taucht ebenfalls das Motiv der Sehnsucht nach Ferne auf, welches in diesem Falle mit dem Motiv des Wanderns oder Reisens einhergeht. Ein weiteres für romantische Gedichte typisches Motiv ist das der Sehnsucht nach Liebe, welches sich besonders in Vers 7 äußert. Das Motiv der Sehnsucht nach der Einheit von Mensch und Natur wird deutlich, indem sich in der dritten Strophe „Feld und Baum besprechen“ (V. 11) und das lyrische Ich fragen: „O Menschenkind! Was schauert dich?“ (V. 12). In den beiden letzten Strophen ist der Glaube ein zentraler Aspekt. Das lyrische Ich fühlt sich einsam in der „falsche[n] Welt (V. 13) und stellt fest: „Bleibt mir doch Einer nur getreu, / Der mit mir weint, der mit mir wacht“ (V. 14f.). Mit „Einer“ ist zweifellos Gott gemeint, der der Einzige ist, der dem lyrischen Ich beisteht und es versteht. Die große Distanz zwischen der „falsche[n] Welt“ (V. 13) und dem verständnisvollen Gott wird durch den einzigen unreinen Reim im Gedicht (sei – getreu, vgl. V. 13f.) verdeutlicht. In der folgenden Strophe fordert das lyrische Ich die Nachtigall (man beachte: einziger nächtlicher Singvogel) und den Wasserfall auf, gemeinsam Gott zu loben. Hier steht die Schönheit der Nacht und der Natur im Mittelpunkt.

    Neben zahlreichen Motiven lassen sich viele Stilmittel in dem Gedicht finden. Auffällig sind Personifikationen, wie zum Beispiel die reisende Zeit (vgl. V. 3) oder Feld und Baum, die sich besprechen (vgl. V. 11). Durch die Personifikationen erhält das Gedicht ein gewisses Maß an Dynamik und klingt phantastischer. Die Natur wird so dargestellt, als hätte sie ein eigenes Wesen. Die rhetorische Frage „O Menschenkind! Was schauert dich?“ (V. 12) zeigt, dass es eigentlich gar keinen Grund gibt, Angst zu haben. Der Parallelismus in Vers 15 „Der mit mir weint, der mit mir wacht“ betont, wie verständnisvoll Gott dem lyrischen Ich erscheint und wie sehr er ihm in der „falsche[n] Welt“ (V. 13) beisteht. Ein weiteres auffälliges Stilmittel, nämlich das des Gleichklangs, findet sich in Vers 18 in der letzten Strophe. Durch das Spiel mit den Klängen erreicht die Beschreibung der Natur ihren Höhepunkt.

    Neben diesen rhetorischen Mitteln fällt auch auf, dass überwiegend dynamische Verben Verwendung finden, wie zum Beispiel „reisen“ (vgl. V. 3), „ziehen“ (vgl. V. 10), „kommen“ (vgl. V. 2), und weniger statische Verben wie „wachen“ (vgl. V. 15) oder „scheinen“ (vgl. V. 20).

    Viele Adjektive prägen das Gedicht. Es handelt sich bei ihnen fast nur um Adjektive, die etwas Positives wie Freude und Frieden ausdrücken, zum Beispiel “bunt“ (vgl. V. 5), „treu“ (vgl. V. 6), „süß“ (vgl. V. 7), „munter“ (vgl. V. 8), „still“ (vgl. V.9), „hell“ (vgl. V. 18), und kaum Adjektive, die etwas Negatives ausdrücken, wie zum Beispiel „einsam“ (vgl. V. 10) oder „falsch“ (vgl. V. 13). Aufgrund dieser doch recht positiven Wahrnehmung der Nacht würde ich sagen, dass das lyrische Ich zufrieden ist. Dem „positiven“ Adjektiv „licht[e] “ (vgl. V. 1; 20) kommt eine besondere Bedeutung zu, da es sowohl im ersten als auch im letzten Vers vorkommt und somit eine Verbindung zwischen Anfang und Ende des Gedichts herstellt. Man kann sagen, dass mit ihm die im Gedicht beschriebene Nacht beginnt und endet.

    Eichendorff benutzt vor allem Wörter aus dem Wortfeld „Natur“, weshalb ich dieses Gedicht der Gattung der Naturlyrik zuordne.


    Zweifellos handelt es sich bei Eichendorffs „Nachtlied“ um ein Gedicht der Epoche der Romantik.
    Zum einen natürlich, da es von Joseph von Eichendorff geschrieben worden ist, einem der bedeutendsten Dichter aus der Epoche der Romantik.
    Doch es lässt sich auch am Gedicht direkt festmachen, dass es sich um ein Gedicht der Romantik handelt. Auffällig ist der Naturbezug, der sich durch das gesamte Gedicht zieht. Außerdem spielen Liebe und Sehnsucht nach Ferne und Einheit von Mensch und Natur eine zentrale Rolle. Das Gedicht muss auch in seinem historischen Kontext gesehen werden. Zur Zeit der Romantik war es in Europa sehr unruhig. Grund dafür waren die Napoleonischen Kriege und die Französische Revolution. Eichendorffs „Nachtlied“ beschreibt nicht die Realität, sondern eine Phantasie- oder Traumwelt, in die die Romantiker durch Tod und Leid getrieben werden. Die Flucht ins Phantastische liegt aber auch an einem am Ende des 18. Jahrhunderts stattfindenden Mentalitätswechsel vom Vernunftglauben der Aufklärung fort hin zu dem Gefühl, das jetzt im Mittelpunkt steht.
    Aufgrund dieser Aspekte bin ich davon überzeugt, dass es sich um ein Gedicht der Romantik handelt.

    Das Gedicht gefällt mir gut, da es sich zum einen sehr gut lesen lässt, und zwar wegen der regelmäßigen und klaren äußeren Form, und auch vom Inhalt her ansprechend ist, da es eine interessante Phantasiewelt beschreibt.

    Sonntag, 10. April 2011

    Fridolin / Charakterisierung ("Traumnovelle" von Arthur Schnitzler) / Wer ist Fridolin?

    Fridolin und Albertine sind die Protagonisten in Arthur Schnitzlers “Traumnovelle” (1926). Im Folgenden werde ich näher auf den Charakter und die Persönlichkeitsstruktur Fridolins eingehen.


    Allgemeines zu Fridolin

    Fridolin ist 35 Jahre alt (vgl. S.24, Z.17) und praktizierender Arzt, der Hausbesuche durchführt (vgl. S.8, Z.29f.) und im Krankenhaus tätig ist. In eigener Praxis arbeitet er engagiert; er ist stolz auf das, was er erreicht hat: Seine Familie, sein Haus und seine eigene Praxis. Er trägt Pelz und genießt eine wohlbetuchte Stellung, so kann er sich zum Beispiel ein Hausmädchen oder Urlaub leisten.


    Beziehung Fridolin - Albertine und Fridolins Eigenschaften

    Mit Albertine führt Fridolin eine glückliche, scheinbar ungetrübte Ehe mit Kind. Er ist das patriarchalische Familienoberhaupt, das sich im Umgang mit seiner Frau gemäß der alten Rollenverteilung verhält, und das sich durch seine pflichtbewusste Denkweise auszeichnet (vgl. S.15, Z.10). Auf Albertines Geständnisse reagiert er heftig mit harter Stimme (vgl. S.13, Z.3), Zweifel und Unmut (vgl. S.13, Z.35; S.14, Z.23), und dem indirekten Vorwurf der Unwahrheit und des Verrats (vgl. S.13, Z.26). Gewöhnlich ist Fridolin jedoch ein liebevoller Mensch und Vater, was zum Beispiel der Umgang mit seiner Tochter zeigt.




    Die Tatsache, dass “er sich dem vortrefflichen Doktor Roediger gegenüber als der Geringere vor[kommt]” (S.19, Z.7-9), weist auf einen möglichen Minderwertigkeitskomplex Fridolins hin.
    Durch seine sprunghafte Art und Weise, die Nacht zu erleben und Damen kennenzulernen, vor allem durch Ersteres, wird Fridolins innere Unruhe und Unsicherheit deutlich.
    Weiterhin kann man ihn als oftmals eifersüchtig, emotional und mitfühlend beschreiben (vgl. S.10, Z.38; S.12, Z.27; S.17, Z.5-7).
    Er ist als lüsterner Mensch darauf aus, seinen Wunsch nach Auslebung seiner Triebe zu erfüllen, doch gelingt es ihm nicht; zumindest nicht zu dem Maße, zu welchem es Albertine durch ihren Traum gelingt, ihre Abenteuer zu erleben, denn sein Handeln ist durch Misserfolge gekennzeichnet. Schließlich gelingt es ihm nicht, sich einer der Frauen, die ihm begegnen, wirklich näher zu kommen.




    Sowohl bei Fridolin als auch bei Albertine äußert sich ein Rachebedürfnis, bei Fridolin gegen Albertine und den Dänen, bei Albertine gegen Fridolin im Traum wegen seiner Jünglingserlebnisse. Die Rache gedenkt er durch Untreue zu üben. Die Ehe läuft Gefahr, aufgrund der Entfremdung der Protagonisten, und zwar dadurch, dass sie sich zu anderen Personen hingezogen fühlen, zu zerbrechen und zu scheitern.


    Mehr zu Fridolin findet ihr HIER.


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    Die Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe

    EinFach Deutsch
    Arthur Schnitzler: Traumnovelle
    (Gymnasiale Oberstufe)
    Schöningh-Verlag

    ISBN 978-3-14-022459-8

    Montag, 4. April 2011

    Über Herders "Abhandlung über den Ursprung der Sprache" / kurze Zusammenfassung

    Hier für Euch eine kurze und einfach zu verstehende Zusammenfassung:

    In seiner „Abhandlung über den Ursprung der Sprache“ (veröffentlicht 1772) setzt sich der deutsche Dichter, Theologe und Philosoph Johann Gottfried Herder mit der Entstehung des menschlichen Sprechens auseinander.
    Er beschäftigt sich in seiner Arbeit unter anderem mit zwei Sprachentstehungstheorien seiner Zeit, zum einen der Süßmilchs und zum anderen der Condillacs. Süßmilch ist von einem göttlichen Ursprung der Sprache überzeugt, da er davon ausgeht, dass der unvollkommene Mensch nicht dazu imstande gewesen sein kann, etwas derart Komplexes wie die Sprache zu entwickeln; der Mensch muss die von Gott erfundene Sprache stattdessen im göttlichen Unterricht erlernt haben. Herder schließt sich zunächst der These Condillacs an, der einen tierischen Ursprung der Sprache behauptet. Grund dafür sind für Herder die offenbar erstaunlichen Gemeinsamkeiten von Tieren und Menschen und ihr gemeinsamer Drang nach schallender Äußerung. So schreibt Herder in seiner Schrift „Kalligone“ später, dass jeder Schall „ein Inneres ausdrückt“.

    Die Ursache dafür, dass sich Herder der These Süßmilchs nicht anschließen kann, sieht Herder in einer für ihn unlogischen Behauptung Süßmilchs. Wenn der Mensch durch seine Unvollkommenheit nicht in der Lage gewesen sein sollte, die Sprache zu erfinden, wie sollte er dann dazu fähig gewesen sein, diese Sprache im Unterricht zu erlernen, da schließlich die Sprache laut Süßmilch erst die Vernunft erweckt und ausbildet.Wie wäre der Mensch also ohne Sprache und damit ohne Vernunft eines göttlichen Unterrichts fähig gewesen? Für Herder ist die Entstehung der Sprache sttattdessen aus eigenen Mitteln der Menschen geschehen.



    Er distanziert sich nun auch von Condillacs These, denn Herder sieht im menschlichen Verstand, der den Tieren fehlt, den zündenden Funken zur Entstehung der Sprache. Für Herder ist die menschliche Sprache mehr als das Zusammenwirken willkürlicher Schälle der Empfindung, wie es bei Tieren der Fall ist, woraus Herder schließt, dass die Sprache kaum einen tierischen Ursprung haben kann.
    Er vergleicht die Größe der Wirkungskreise der Tiere und der Menschen und stellt fest, dass die kleine tierische Sphäre die Sprache unnötig macht. Dafür verfügen Tiere über einen stärkeren und sichereren Instinkt als Menschen; ihre Sinne sind schärfer, ihre Kunstwerke wunderbarer und einartiger (von gleichem Bau und gleicher Struktur, von derselben Art). Die Tiersprache entspricht nicht der Menschensprache, da selbst das am vielfachsten tönende Tier in einem Wirkungskreis, der einem eines Menschen entspräche, mit seiner Tiersprache nicht bestehen könnte. In seinem Lebensraum wird das Tier durch seine Instinkte geleitet. Menschengattung und Tiergattung unterscheiden sich laut Herder nicht in der Mannigfaltigkeit bestimmter Eigenschaften, sondern in ihrer von Grund auf unterschiedlichen Art. Beim Menschen ist gemäß Herders Aussage alles im Missverhältnis. Der Mensch verfügt über eher schwache Sinne, dafür aber vielfältige Bedürfnisse, geringe Kräfte, dafür einen umso größeren Wirkungskreis, in dem sich der Mensch zu behaupten weiß, eingeschränkte Organe und eine uneingeschränkte Sprachfähigkeit. Laut Herder benötigt der Mensch die Sprache als ein Ausgleich für den Mangel des Instinks.

    Obendrein ist der Mensch durch seine Besonnenheit gekennzeichnet, durch die Fähigkeit zur Reflexion, die ihn zum einen vom Tier unterscheidet und zum anderen zu dem Erfinder der Sprache macht. Die Erfindung der Sprache aus eigenen Mitteln des Menschen ist nicht künstlich, stattdessen ist sie ebenso natürlich, wie der Mensch natürlich ist.




    Herders Argumentation steht ganz im Zeichen der Tradition des Rationalismus und der Aufklärung und durchläuft verschiedene Stadien, die ihn zunächst zu Condillacs Sprachtheorie führt, die er später zu revidieren versteht, während er von Beginn an von der Unwahrheit Süßmilchs Theorie überzeugt zu sein scheint. Aus der Theorie Condillacs entsteht letztlich Herders eigene Sprachtheorie, die weder von einem göttlichen noch von einem tierischen Ursprung der Sprache ausgeht, sondern von der Spracherfindung durch den Menschen selbst.

    Freitag, 1. April 2011

    Joseph von Eichendorff: "Nachtzauber", Interpretation und Analyse

    Nachtzauber

    1  Hörst du nicht die Quellen gehen
    2  Zwischen Stein und Blumen weit
    3  Nach den stillen Waldesseen,
    4  Wo die Marmorbilder stehen
    5  In der schönen Einsamkeit?
    6  Von den Bergen sacht hernieder,
    7  Weckend die uralten Lieder,
    8  Steigt die wunderbare Nacht,
    9  Und die Gründe glänzen wieder,
    10 Wie du's oft im Traum gedacht.

    11 Kennst die Blume du, entsprossen
    12 In dem mondbeglänzten Grund?
    13 Aus der Knospe, halb erschlossen,
    14 Junge Glieder blühend sprossen,
    15 Weiße Arme, roter Mund,
    16 Und die Nachtigallen schlagen,
    17 Und rings hebt es an zu klagen,
    18 Ach, vor Liebe todeswund,
    19 Von versunknen schönen Tagen –
    20 Komm, o komm zum stillen Grund!


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    Bei dem vorliegenden Gedicht "Nachtzauber" (1853) von Joseph von Eichendorff handelt es sich um ein Gedicht der Epoche der Romantik. Es beschreibt die Natur und ihre Schönheit bei Nacht sowie Liebeskummer des lyrischen Ichs.

    Das Gedicht ist in zwei Strophen eingeteilt. In der ersten Strophe beschreibt das lyrische Ich Empfindungen, die es in der nächtlichen Nacht wahrnimmt. Es berichtet von Quellen, Seen, Bergen und dem glänzenden Untergrund. In der zweiten Strophe erinnert sich das lyrische Ich an eine wachsende Pflanze, dann kommt es wieder auf das Leben in der Nacht zurück und äußert zum Schluss Liebeskummer und die Sehnsucht nach vergangenen Tagen.

    Das vorliegende Gedicht "Nachtzauber" ist in zwei Strophen gegliedert, von denen jede zehn Strophen enthält. Das Reimschema lautet abaabccdcd efeefgghgh, es liegt also eine unregelmäßig wirkende Reimart vor, so lassen sich Paarreime (aa, cc), ein Kreuzreim (cdcd) sowie ein umarmender Reim (baab) finden. Die Verse enden sowohl auf männliche Kadenzen (vgl. V. 2, 5, 8, 10, 12, 15, 18, 20) als auch auf weibliche (vgl. V. 1, 3, 4, 6, 7, 9, 11, 13, 14, 16, 17, 19). Als Metrum liegt ein vierhebiger Trochäus vor. Das Gedicht ist im Hakenstil verfasst; sein Tempus ist Präsens, mit Ausnahme von Vers 10, der im Perfekt steht.
    Es lassen sich zahlreiche Motive finden, die sich durch das Gedicht "Nachtzauber" ziehen: Zum einen die Sehnsucht nach Liebe und Ferne, zum anderen spielen auch die Nacht, eine Traumwelt sowie die Mystik eine wichtige Rolle. Auffällig sind viele Stilmittel, auf die ich in der folgenden Interpretation genauer eingehen werde.


    In dem Gedicht "Nachtzauber" nimmt der Liebeskummer des lyrischen Ichs eine zentrale Rolle ein. Das Gedicht beginnt damit, dass das lyrische Ich die Schönheit der Natur beschreibt. Das lyrische Ich beschreibt die Situation in der Nacht als sehr positiv. Zwar ist es einsam, dennoch ist dies für das lyrische Ich eine "schöne[n] Einsamkeit" (V. 5). Die Nacht bezeichnet  das lyrische Ich sogar als "wunderbar" (V. 8). Erst in dem letzten Vers der ersten Strophe wird deutlich, dass es sich bei der vorher beschriebenen Situation um einen Traum handelt. Zwar stellt sich das lyrische Ich wahrscheinlich genau so die Nacht vor, dennoch sagt es: "Wie du's oft im Traum gedacht" (V. 10). Die beschriebene Schönheit der Natur bezieht sich also auf einen Traum oder eine Wunschvorstellung eines Menschen, der dem lyrischen Ich sehr nahe stand. Es handelt sich wahrscheinlich um die Trennung des lyrischen Ichs von eben diesem geliebten Menschen. Dass die Liebe zwischen ihnen nun vorbei ist, wird daran deutlich, dass dieser Vers als einziger Vers im Gedicht im Perfekt geschrieben ist. Dieser vorübergehende Tempuswechsel deutet die vergangene Liebe an und leitet auf die zweite Strophe über.
    In dieser erinnert sich das lyrische Ich an die Liebe, die, wie eine Blume herangewachsen ist. "Weiße Arme, roter Mund" (V. 15) beschreibt eigentlich diese Blume, aus der "junge Glieder" (V. 14) sprießen, es kann aber auch als Metapher für den geliebten Menschen gesehen werden und sich dabei auf das weibliche Schönheitsideal des 19. Jahrhunderts beziehen.
    Nach dieser Erinnerung an die vergangene Liebe ändert sich nun die Stimmung im Gedicht. Hat das lyrische Ich soeben noch alles positiv empfunden, zwar mit einer gewissen Sehnsucht an vergangene Tage, wird es nun von Liebeskummer ergriffen. Es beschreibt das Gefühl als "vor Liebe todwund" (V. 18). obwohl sich das lyrische Ich die geliebte Person sehnlichst "zum stillen Grund" (V. 20) herbeisehnt, sieht es ein, dass die schönen Tage "versunken" (vgl. V. 19) sind und es eigentlich unmöglich ist, dass die geliebte Person wieder zu dem lyrischen Ich findet.

    Diese Sehnsucht nach Liebe, in diesem Fall die vergangene Liebe, ist ein Motiv, das das gesamte Gedicht prägt. Aber es lassen sich weitere Motive finden. Zum Beispiel sei an dieser Stelle die Sehnsucht nach Ferne zu nennen. Zwar sehnt sich das lyrische Ich in die Nähe des geliebten Menschen, doch ist dieser für ihn unerreichbar geworden. Das Motiv der Sehnsucht nach Ferne wird in den Versen sechs und sieben deutlich, wenn "von den Bergen sacht hernieder, / Weckend die uralten Lieder" (V. 5f.) klingen. Mit den Liedern könnte die Stimme der Geliebten gemeint sein, die zwar weit weg ist, aber an die sich das lyrische Ich gut erinnern kann.
    Desweiteren kommt in dem Gedicht "Nachtzauber" eine Traum- oder Phantasiewelt vor. In dieser anderen Welt hält sich das lyrische Ich lieber auf, als in der realen. Dies zeigt, wie sehr es sich von der Geliebten angezogen fühlt. In der Phantasiewelt, die der ehemaligen Liebessituation entspricht, ist das lyrische Ich seiner Liebe näher. Eng verbunden mit dieser Traumwelt ist die Mystik in der Nacht, die positiv wie auch negativ aufgefasst werden kann.

    Neben den Motiven finden auch zahlreiche Stilmittel Verwendung.

    Das Gedicht beginnt mit einer rhetorischen Frage seitens des lyrischen Ichs, die es dem "Du" stellt. Zu Beginn des Gedichts ist seinem Leser die Situation des lyrischen Ichs noch nicht klar. Deswegen fühlt sich der Leser direkt angesprochen. Dies hilft ihm, in das Gedicht hineinzufinden.

    Auffällig ist die Alliteration "Gründe glänzen" (V. 9). Dieses Stilmittel unterstreicht die Schönheit der Natur. Dem "Grund" (vgl. V. 9) kommt aber auch noch eine weitere Bedeutung zu: Mit den glänzenden Gründen endet die Beschreibung des Traums. Mit dem Traum wurde das Gedicht begonnen und er stellt einen wichtigen Teil des Gedichts dar. Was nun auffällt ist, dass das Gedicht mit dem Wort "Grund" (V. 20) abschließt. Zwar tritt das Wort Grund auch in der Mitte des Gedichts in Erscheinung (vgl. V. 12), dennoch verbindet es Anfang und Ende des Gedichts und spannt zwischen ihnen einen Bogen. Vergleicht man überdies die Bedeutung von "Quellen" (V. 1) und "stiller Grund" (vgl. V. 20) so lässt sich der Ablauf des Lebens erkennen, von der Geburt bis zum Tod.

    Wie bereits erwähnt, findet ab Vers 16 eine Stimmungsänderung statt. Von den positiven Erinnerungen des lyrischen Ichs an die Geliebte, kommt es nun auf die negative Realität zurück und wird auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Dieser Wechsel von positiver zu negativer Stimmung im Gedicht wird durch die Anapher "Und die Nachtigallen schlagen, / Und rings hebt es an zu klagen" (V.  16f.) verdeutlicht. Zuvor war stille Nacht in dem Traum, dies ändert sich, indem die Nachtigall, der einzige nächtliche Singvogel, zu schlagen beginnt und den Stimmungswechsel einläutet.

    Da das Gedicht im Hakenstil verfasst worden ist, lassen sich viele Enjambements finden. Die Zeilensprünge sorgen für eine gewisse Dynamik, der die eher ruhige Wirkung des Trochäus entgegensteht. Das unregelmäßige Reimschema sorgt ebenso für Dynamik. Dabei wird die Nacht als "still[en]" (V. 3, 20) dargestellt. Für mich deutet die Dynamik auf eine möglicherweise schnell vergangene Liebe hin, wobei ich an dieser Stelle nicht überinterpretieren möchte.

    In dem Gedicht "Nachtzauber" spielt, wie bereits gesagt, die Natur eine zentrale Rolle. Es ist auffällig, wie viele Begriffe aus dem Wortfeld "Natur" Verwendung finden. Da das Gedicht nach dem ersten Lesen vorwiegend von der Natur handelt, ordne ich das Gedicht der Gattung der Naturlyrik zu.

    Der Titel "Nachtzauber" verbindet zwei Bereiche, die das Gedicht prägen: Die Nacht und die Mystik. Mystik ist ein von Eichendorff gerne verwendetes Element seiner romantischen Gedichte. Ich würde sagen, dass der Titel sehr gut zu dem Gedicht passt. Die Natur und der Zauber werden in dem Gedicht benutzt, um den Liebeskummer des lyrischen Ichs angemessen darstellen zu können. So denkt der Leser erst nicht an den Liebeskummer, also den eigentlichen Inhalt des Gedichts, sondern stellt sich die Natur vor. Ihm fällt erst später das eigentlich Wichtige in dem Gedicht, der Liebeskummer des lyrischen Ichs, auf.
    Dennoch bin ich der Ansicht, dass das Gedicht voll und ganz seinem Titel gerecht wird.



    Bei dem vorliegenden Gedicht "Nachtzauber" handelt es sich zweifelsfrei um ein Gedicht der Epoche der Romantik. Zum einen, da es von Joseph von Eichendorff geschrieben worden ist, einem der bedeutendsten Dichter der Romantik. Zum anderen lässt sich auch am Gedicht selbst festmachen, dass es sich um ein Gedicht der Romantik handelt. Auffällig ist vor allem der Naturbezug sowie die Sehnsucht nach Ferne und Liebe. Ein weiteres typisches Merkmal romantischer Gedichte ist die Flucht aus der Realität in eine Traumwelt. Dies wird in diesem Gedicht ganz besonders deutlich: Das lyrische Ich träumt von vergangener Zeit und der vergangenen Liebe und verspürt außerhalb der Traumwelt in der Realität Liebeskummer. Diese Flucht aus der Realität in eine Phantasiewelt kommt aber nicht von ungefähr. Sie ist eine Reaktion der Romantiker auf das Leid der Napoleonischen Kriege und der Französischen Revolution, aber auch auf die Industrialisierung und die damit verbundene Zerstörung der Natur und die Trennung von Familien. Aus diesem Grund bin ich der Ansicht, dass es sich bei dem Gedicht "Nachtzauber" um ein Gedicht der Romantik handelt.



    Abschließend kann man sagen, dass sich somit meine Deutungshypothese, dass "Nachtzauber" ein romantisches Gedicht ist, bestätigt hat. Das lyrische Ich empfindet Liebeskummer und flüchtet sich in eine Traumwelt, die aus Erinnerungen an die Geliebten besteht.
    Mir gefällt das Gedicht sehr gut. Es lässt sich sehr gut lesen und ist auch vom Inhalt her ansprechend. Besonders gut gefällt mir, dass dem Leser zunächst das Wichtigste im Gedicht, der Liebeskummer, verborgen bleibt, und der Leser erst nach und nach darauf gebracht wird.